Schreibereien

Davos

Zwei Blumen
in serviettenweiße Blütenblätter geschlungen
mitten im Tüllgetümmel
zerknautschter Februarmorgene
unter aufgewühlten Spannbetttüchern
und kein Licht.
Kinderhand auf linkem Auge.
Mein Arm, ein Spinnenwanderweg.

Allein Sein

Heute seit 9:26 verdrängte ich das Gefühl,
das plötzlich da ist - in meinem Bauch,
unter den Haferflocken. Ist es die Leere?
Es entstand nachdem etwas verschwand,
ich rannte neben deinem Kopf am Fenster entlang.
Und schon war es da. La La La La La.

Junge im Schicksal ertrinkend
- ich blende alle Laute aus - nur in meinem Kopf
ist die Welt, jawohl!
Stäbe, Zelte, Hokuspokus.
Erinnerst du dich an den einen Morgen im August?
Ich, malend an einem Hühnerstall:
Warum sollte ich für mehr bestimmt sein?

Es war ständig etwas los, Ein wildes Tier
von der Leine gelassen.
Auf die Plätze, Fertig. Hier, hier, hier!
Eine Idee kommt und verabschiedet sich.
Was bleibt?
Er soll bleiben.

Siebenundzwanzig Märztage und
die erste einsame Nacht.
Müdigkeit, doch Kuschelnot.
Tröste mich über dein Nicht-Hier-Sein hinweg.
Viel schlimmer als ein Bauch
voller Brokkoli.
Ich piepse.

Ungeschützt von deiner Bärenpranke,
sorge ich mich um meine Haare...
Dünn und sportlich, gut belesen,
mit einem Interesse an der Welt,
kreativ und schaffend ...
Ich bin vernarrt und puddeljung.

Deinen Tod will ich nicht leben.

Besuch in Berlin

Ich kenne diese Straßen Und alles ist klein
er, als ich dachte: Dort kaufte ich mal ein
Brot aus Sauerteig, Es atmet im Kühlschrank des Ostens
der Erfindungsreichtum ohne Pause, will Kosten
vorabrechnungen bekommen... Wir nicht mehr
ist schon viel zu lange her.

Abend in Warschau

Gebeugter Rücken, Kopf gesenkt
Eilig auf Papier gepresst wird das Licht
Der Morgensonne im Abendlicht.
Ganz nah am Wasser klingt das Plätschern
Einer mutigen Welle lauter als das
Rauschen der Autos.
Der Fisch schnappt nach den Mücken, sowie
Das Gold des Himmels nach deiner Aufmerksamkeit,
schnappt nach Luft, nach Hilfe.

Bitterbierig

Bitterbierig schneidet das Geriffelte
alles in Stücke: Apfel, Zwiebel, deinen Daumen.
Spiralig verbindet das Leitende
die Wellen mit deinen Ohren.
Angewinkelt stützen die Stehenden
ungewollt: deine Worte, dein Gewicht.
Die runden Wasserträger,
der rechteckige Wasserträger,
der Wasserverdunster
beschäftigen dich.

Emo-Zug

Der Zug weint und wir
schauen seinen Tränen zu wie sie unsere Augen
hinunterlaufen. Niemandes Tränen
finden sich wieder - unser Leid für uns
zu beweinen - kleben sie an Zugfenstern.

Beschreibung einer Grünfläche

Flaches Land,
hier und da zeigt sich ein Riese:
Ein stolzer Grashalm oder ein Sprössling.
Die Perlen dieses Meeres ragen ihre violetten Gesichter zart zu dir. Der Wind schaukelt alle Köpfe.

In der Woge liegt das Tote und das Niegelebte:
Äste, verwelkte Blättern, Zigarettenstummel, Bierdeckel, der Kern einer Aprikose, Aluminiumfolie, das Skelet eines Maiskolbens, Steine.

Doch was Totes birgt, das birgt auch Leben.
Durch diese Wiese tanzen
die Käfer, die Ameisen, die Fliegen
und Ich.